Umnutzung Alte Scheune, Augst

Umbau / Ausführung / Wohngebäude

Umbau einer denkmalgeschützten Scheune aus dem 16. Jahrhundert in ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohneinheiten.

 

Aufgabenstellung

Die Scheune ist Teil eines Ensembles aus drei Gebäuden und zählt zum Inventar kantonal geschützter Kulturdenkmäler. Sie war ursprünglich ein reiner Wirtschaftsbau mit Stallungen im Erdgeschoss, darüberliegendem Speicherraum für Heu und einem eingeschossigen Anbau im Norden.

Unter Berücksichtigung der heutigen technischen Standards sollte neu ein Mehrfamilienhaus mit sieben Mietwohnungen entstehen. Ein zurückhaltender Umgang mit dem Bestand und die Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege Basel-Landschaft waren während der gesamten Planungs- und Ausführungszeit gefordert. Aufgrund des archäologischen Wertes und der Nähe zur Augusta Raurica war zusätzlich die Archäologie Baselland bei Abbruch- und Grabarbeiten involviert.

Es galt möglichst viel der bestehenden (Trag-)struktur und der äusseren Erscheinung zu erhalten und gleichzeitig ein helles, grosszügiges Gebäudeinnere zu realisieren. Für eine optimale Raumausnutzung sollte das Wohnen auf drei Etagen ermöglicht werden.

 

neue Nutzung

Insgesamt entstanden sieben Wohneinheiten mit 1 bis 3.5 Zimmern und einer Wohnfläche zwischen 57 und 97 m². Alle Wohnungen verfügen über ein grosses Entrée und einen offenen Wohn-, Ess- und Kochbereich.

Sie sind mit Fussbodenheizung und einer kontrollierten Wohnungslüftung ausgestattet. Ein Grossteil der neuen Haustechnik ist in den Keller des benachbarten Gebäudes ausgelagert. Die dortige, zentrale Ölheizung konnte durch eine nachhaltige Holzpelletheizung ersetzt werden.

 

bauliche Massnahmen

In den massiven, aus Bruchsteinwänden gemauerten unteren Gebäudeteil wurde eine neue Betondecke eingezogen. Darüber konnte das vorhandene Holzwerk als primäre Tragstruktur genutzt werden, um in den bis unter das Dach offenen Speicherraum zwei neue Holzbalkendecken einzubauen. So entstanden zwei weitere Wohngeschosse und ein grosser Estrichraum. Mit Ausnahme der Betondecke wurden alle neuen Bauteile in Form von leichten, reversiblen Konstruktionen ergänzt.

 

Belichtung

Zur Belichtung der Wohnungen wurden in den Bereichen der ehemaligen Scheunentore und Holzverschalungen grosse, wo möglich geschosshohe, öffenbare Fensterfronten hinter neuen Holzlamellen eingebaut. In der Perspektive schliessen sich die Lamellen optisch und ähneln somit den ursprünglich geschlossenen Bauteilen. Gleichzeitig übernehmen sie die Funktion des Sonnenschutzes und der Absturzsicherung.

Im Obergeschoss wurden einzelne, zusätzliche Fensteröffnungen in die massiven Aussenwände geschnitten. In ihrer Ausformulierung setzen sie sich klar von den historischen Öffnungen ab.

Die Wohnungen im Dachgeschoss sind so konzipiert, dass sie ausschliesslich über die Giebelseiten belichtet werden. So konnten untypische Dacheinschnitte und -aufbauten sowie Dachflächenfenster vermieden werden.

 

Raumeindruck

Besonders deutlich sind die Geschichte und die Dimension des ehemals fast unverbauten Gebäudeinnern im heutigen Treppenhaus ablesbar. Bereits beim Betreten der Eingangshalle kann der Besucher die gesamte Gebäudehöhe und -länge erfassen. Beim Gang durch das offene Treppenhaus wird das Konstruktionsprinzip des Hauses deutlich. Vom massiven Erdgeschoss aus führt eine freistehende, einläufige Betontreppe in das Obergeschoss. Hier findet der Wechsel des Tragwerks in eine Holzkonstruktion statt, die sich bis in das Dach fortsetzt. Auch die neue Treppe, die in vom Ober- ins neue Dachgeschoss führt, ist in Holzbauweise ausgeführt. Sie nimmt das ursprüngliche Konstruktionsprinzip in neu interpretierter Formensprache auf.

 

Fotos: K2 Architekten ©